Preller Villa

Villa des bekanntesten Vareler Künstlers des 19. Jahrhunderts

Preller Villa

Preller Villa

n dieser 1862 auf dem Gelände des ehemaligen Vareler Schlossparks („Marienlustgarten“) erbauten Villa lebte Julius Preller, der bekannteste Vareler Künstler des 19. Jahrhunderts, von 1869 bis zu seinem Tod am 17. Dezember 1914.  Geboren wurde Karl August Julius Theodor Preller am 20. Dezember 1834 in Offenbach am Main als ältester Sohn des Buchhändlers und Druckereibesitzers Carl Preller und seiner Ehefrau Agnes. Die ersten Jahre seiner Kindheit verbrachte er in der Schweiz, weil sein Vater, der zu den Unterstützern des revolutionären Dichters Georg Büchner gehörte, von den Behörden des Großherzogtums Hessen verfolgt wurde und emigrieren musste. Nach Deutschland zurückgekehrt, verbrachte Julius Preller seine weitere Kindheit und Jugend in Darmstadt, Mainz und in Karlsruhe, wo er am renommierten Polytechnikum Maschinenbau studierte und im Nebenfach Kurse im Landschaftszeichnen besuchte. 

Julius Preller war etwa 25 Jahre alt, als er nach Varel  kam und eine Stelle als Ingenieur im Eisenwerk an der Neumühlenstraße (später: Hansa-Automobilfabrik) antrat, einer der größten Fabriken im Großherzogtum Oldenburg. Der junge Techniker aus Süddeutschland machte Karriere und übernahm mit 31 Jahren die Geschäftsleitung der Eisenwerk-AG. 1884, nach fast 20 Jahren an der Spitze, trat Preller in den Ruhestand. Gerade mal 50 Jahre alt, konnte er sich nun ganz der Tätigkeit widmen, die ihn seit seiner Jugend faszinierte: der Malerei. Julius Prellers Domäne war die Landschaftsmalerei. Seine Gemälde und Zeichnungen erfreuten sich in Varel und der Region großer Beliebtheit. Nach einigen seiner Bilder war die Nachfrage so stark, dass in einer Münchner Spezialdruckerei mit modernster Technik („Ölfarbendruck“) originalgetreue Reproduktionen hergestellt und über eine Vareler Buchhandlung vertrieben wurden. Auch in der Kunstszene fand Preller Anerkennung. So waren seine Bilder zum Beispiel in Ausstellungen des Oldenburger Kunstvereins und der Hamburger Kunsthalle zu sehen. Zeitlebens war Prellers Stil vom Realismus der Jahrhundertmitte, aber auch vom Klassizismus und der Romantik geprägt. Schon während seiner Zeit als Fabrikdirektor und verstärkt in den Jahren danach reiste er nach Berlin, um sich an der dortigen Kunstakademie bei namhaften Professoren weiterzubilden. Die Motive fand Julius Preller auf Reisen in Deutschland und anderen Ländern, vor allem aber in der Umgebung von Varel, in Dangast, im Neuenburger Urwald und am Zwischenahner Meer. Seine stimmungsvollen Landschaftsporträts bleiben stets nahe an der Natur. So ermöglichen seine Bilder genaue Rückschlüsse auf  die Ökologie damaliger Landschaften und deren Veränderung durch den Menschen. Dass Julius Preller sich als Pionier des Naturschutzes auch praktisch engagierte, unterstreicht eine Eingabe an die Regierung in Oldenburg, in der er sich kenntnisreich für die Erhaltung des Neuenburger Urwalds einsetzte. Im Vareler Kulturleben des 19. Jahrhunderts war Julius Preller über seine Tätigkeit als Maler hinaus auf vielfältige Weise aktiv. So zählte er zum Beispiel zu den einflussreichen Akteuren des bedeutenden Vareler Singvereins. Zahlreich waren seine  Kontakte zu anderen Malern, zu Musikern und Schriftstellern.  Hervorzuheben ist die Verbindung zu  Theodor Storm, einer Jugendbekanntschaft von Prellers Frau Auguste, und zu dessen Sohn Karl, der in Varel als Musiklehrer wirkte. Eine enge Freundschaft verband ihn mit der Malerin Olga Potthast von Minden, die von dem 35 Jahre älteren Preller in die Kunst der Landschaftsmalerei eingeführt wurde. Mehrere Studienreisen unternahmen Julius Preller und seine Schülerin gemeinsam.Insgesamt ist festzustellen: Wie in kaum einer anderen Persönlichkeit spiegeln sich in der Biografie des malenden Fabrikdirektors sowohl die industrielle Bedeutung Varels im 19. Jahrhundert als auch das ambitionierte bürgerliche Kulturleben der Stadt wider.Julius Preller starb wenige Tage vor seinem 80. Geburtstag. Auf seinen Wunsch hin wurde er im Dezember 1914 nicht in Varel, sondern auf dem Neuenburger Friedhof beerdigt, in unmittelbarer Nähe des Urwalds, der „Perle des Oldenburger Landes“. So nannte er liebevoll die Landschaft, die zu seinem bevorzugten Malrevier geworden war. Das Grab Prellers sucht man dort heute vergebens. Es wurde 1980 entfernt, weil sich keine Nutzungsberechtigten mehr finden ließen.

Kontakt

Preller Villa
Marienlustgarten 5
26316 Varel

Tel: 04451126272

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